Funktionelle Anatomie
Der Musculus Piriformis, ein birnenförmiger, flacher Muskel liegt in der Tiefe des menschlichen Beckens und wird vom großen Gesäßmuskel bedeckt. Sein Ursprung liegt am Kreuzbein und setzt am oberen Teil des Oberschenkels an. Er sorgt zum Einen für eine Abduktion bei flektiertem Hüftgelenk. Entscheidend und von großer, funktioneller Bedeutung ist die Funktionsumkehr des Muskels. Aus der Neutral-Nullstellung bis 60° Flexion ist der Muskel zuständig für Außenrotaion und Flexion, ab 60° findet eine Funktionsumkehr Innenrotation / Extension statt. Diese Umkehr kann durch einen Hypertonus (Verkürzung) des Muskels aufgehoben werden und sorgt für Funktionsprobleme im Bereich Becken, Leiste und des gesamten Beins. Eine weitere Besonderheit ist die unmittelbare Nähe zum Ischias-Nerv, welches ebenfalls zu Problemen führen kann.
Diagnostik
Eine Möglichkeit das Piriformis-Syndrom von anderen Ursachen zu differenzieren, bieten Muskeltests bei dem der Muskel gezielt provoziert wird. Des Weiteren kann die oben beschriebende Funktionsumkehr in der Hüfte überprüft werden.
Symptome
Das Piriformis-Syndrom wird oftmals mit einer Bandscheibenproblematik verwechselt, da die Symptome die beim Piriformis-Syndrom in Erscheinung treten, einer Wurzelreizung des Nervus Ischiadicus ähneln. Eine gezielte Differentialdiagnostik kann hier Abhilfe schaffen.
Ein stechender Schmerz im Gesäß mit starkem Nervenschmerz, der bis zur Mitte des hinteren Oberschenkels ausstrahlen kann ist das Hauptsymptom des Piriformis-Syndroms. Taubheitsgefühle und ein Kribbeln, das bis zu den Zehen reicht kann ebenfalls mit dem Piriformis-Syndrom einhergehen. Beim Piriformis-Syndrom können auch lumbale Rückenschmerzen auftreten, die sich bei längerem Sitzen verschlimmern. Oft klagen Patienten bei mir in der Praxis über ISG- Problematiken, Leistenschmerzen und generelles Unwohlsein beim Laufen.
Ursache
Ein hypertoner Piriformis-Muskels, der folglich den Ischias-Nerv einklemmt, führt zu den beschriebenen Schmerzen. Bei Läufern entsteht die Entzündung meist aufgrund von Überbelastung und/oder falscher Lauftechnik. Das Piriformis-Syndrom kann allerdings auch durch ein Traumata oder durch eine Fehlbelastung, zum Beispiel aufgrund unterschiedlicher Beinlängen, entstehen.
Behandlung
Vorrangiges Ziel ist die Überprüfung der Statik im Beckenbereich (siehe ISG-Problematik), um die Zugverhältnisse des Muskels zu normalisieren. Später wird durch gezieltes Dehnen mit Techniken aus der Osteopathie / Triggerpunkttherapie der Muskeltonus gesenkt.
Prävention
Passen Sie Ihren Trainingsumfang immer Ihren momentanen Fähigkeiten an. Als Faustregel gilt: Steigern Sie Ihr Laufpensum um nicht mehr als 10 Prozent pro Woche und achten Sie auf gut sitzende Laufschuhe. Des Weiteren kommt Krafttraining bei vielen Läufern zu kurz, welches aber sehr wichtig ist, gerade wenn Sie viel laufen. Achten Sie darauf, mindestens dreimal wöchentlich Ihre Beckenbodenmuskulatur zu trainieren, denn die Kraft der Hüftmuskulatur ist ausschlaggebend für die richtige Haltung des Beckens. Und ein positiver Nebeneffekt, der Sie überzeugen sollte: Ihre Laufleistung steigt durch ein stärkeres Becken an.